Bitte einsteigen – Zug Linie 1 fährt ab

11. Januar 2015 | Von | Kategorie: Rezensionen

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Rezension von ………………………. Hermine Touschek

„Spielraum Gaspoltshofen“ entführt seine Zuschauer mit der Produktion des Musicals „Linie 1“ in die 80er Jahre:  geteiltes Deutschland – Großstadt Berlin. 1986 feierte es in Berlin seine Uraufführung und wurde nach der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht das erfolgreichste deutsche Musical, was allein die Laufzeit und die Nachinszenierungen weltweit angeht. Längst zum Klassiker geworden, steht es für viele Berlin-Besucher auf dem Kulturprogramm.

Ein junges Mädchen aus der Provinz kommt nach Berlin um seinen Schwarm, den Rockstar Johnny, zu finden. Seine Suche beginnt am Berliner Hauptbahnhof und führt es quer durch Berlin in Richtung Kreuzberg. Mit der U-Bahn Linie 1 durchfährt das Mädchen die verschiedenen Viertel Berlins und deren unterschiedliche Sozialstrukturen. Es begegnet Obdachlosen, Drogendealern, Zuhältern, aber auch feinen Damen und anderen gut situierten Menschen. Das Mädchen schließt Freundschaften, begibt sich in Gefahren und gerät im Laufe seiner Reise in einen Strudel der Emotionen.
Die Handlung spiegelt unterhaltsam und kurzweilig ein Stück Berliner Zeitgeschichte wider. Nicht die Glitzerwelt der Großstadt beherrscht die Szenerie, sondern Schicksale von Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, stehen im Mittelpunkt des Geschehens.

Regisseurin Ottilie Klinger lässt das Musical dort, wo es hingehört: Berlin – einige Jahre vor dem Mauerfall. Auch die „Berliner Schnauze“ („Det wes ick, det kann ick dir ansehen“) gehört untrennbar zu diesem Stück. Das Ensemble erhielt dafür eigens Unterricht von einem Sprachcoach aus Potsdam. Die Lieder von damals muten keineswegs veraltet an, und die Live-Band hat daran einen sehr großen Anteil.
Die Dialoge leben vom Geist der 80er Jahre und manche Figuren und Situationen sind typisch für jene Zeit. Aber – auch mehr als 25 Jahre danach – ist vieles von dem, was an Themen zur Sprache kommt, gleich geblieben: die Suche nach Lebenszielen und das Gefühl, sein Leben falsch gelebt zu haben, Partnerbeziehungen, Probleme wie Arbeitslosigkeit und Drogen, Ausländerfeindlichkeit.

Es gibt noch zwei Zusatzvorstellungen: am 11. und 13. Jänner jeweils um 20.15

http://www.spielraum.at/index.php/programm/alle.html

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