Wenn die Räder der Beziehungen krachen

26. Mai 2016 | Von | Kategorie: Rezensionen

Vogelweide

Rezension von …………………………. Bernhard Paumann

…….. und alles auseinander fällt, dann ist das Stoff für großes Theater. Und das ist – vorweg gesagt – dem Theater Vogelweide in sehr hohem Maße gelungen mit dem Stück, der Farce, der Komödie, der Tragödie, der Tragikomödie, was auch immer, „Die Mountainbiker“ des Erfolgsautors Volker Schmidt. Dem Klosterneuburger Schauspieler, Regisseur, Autor ist hier ein kompaktes, flottes, abgründiges, frivoles Stück gelungen, das Regisseur Franz Strasser ebenso intensiv und provokant umgesetzt hat.

Die heile Welt der Wohlstandsgesellschaft zerbröckelt nach und nach und lässt einen Scherbenhaufen zurück, allein die aufkeimende Liebesbeziehung der jungen Leute Lina (selbstsicher, rotzig, aufmüpfig und doch verletzlich gespielt von Bettina Grünwald) und Thomas (glänzend Fabian Sperl als intellektueller, fragender und wieder unsicherer, die Welt ergründender Pubertierender) lässt eine Zukunft zu.
Der Gynäkologe Manfred (Hans Salzinger gibt präzise einen gesitteten Familienmenschen, der aber als moralische Institution versagt und zunehmend hilfloser und gewalttätiger wird) und seine Frau Anna (Johanna Male mit einem packenden Spiel von irritierender Heiterkeit und grenzenloser Hilflosigkeit, von Sinnsuche und Lebensgier – und das als erste Bühnenerfahrung) haben sich auseinander gelebt – er hat seit Jahren eine Beziehung zu Franziska (Sigrid Mallinger spielt überzeugend die Rücksichtslosigkeit auf das Unglück anderer gesuchte eigene Glück), die aber in Brüche geht, weil sie sich zu Albert, des Arztes Freund, hingezogen fühlt (Erik Hohensinner überzeugt mit der Gleichgültigkeit des selbstbewussten Mannes).

So sehr das Spiel auf den ersten Blick an Schnitzlers „Reigen“ erinnert – es treten immer nur zwei Figuren auf, jedoch nie in Szenen hintereinander, es geht über das Karussell flüchtiger Liebesbeziehungen hinaus und rührt an existentiellen Fragen. Das karge Bühnenbild unterstreicht die ausgeklügelte Konstruktion des Stückes.
Franz Strasser hat mit diesem Ensemble für Tempo, Spannung, gelebte Charaktere, präzise Sprache und einen in Erinnerung bleibenden Theaterabend gesorgt.

Noch zu sehen am:
28.5., 2.6., 3.6., 12.6., 17.6. jeweils um 20 Uhr

http://www.theater-vogelweide.at/

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