„Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich …..“

23. Oktober 2016 | Von | Kategorie: Rezensionen

karoline

Rezension von ……………………….. Hermine Touschek

Theater M.23 – die Theatergruppe der Katholischen Hochschulgemeinde Linz – hatte am 19. Oktober mit Kasimir und Karoline von Ödön v. Horváth Premiere – unter der Regie von Bettina Buchholz.

Kasimir und Karoline wurde 1932 uraufgeführt und spielt nach der Wirtschaftskrise 1929. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die wirtschaftlichen Aussichten bescheiden ……. trotzdem will man sich amüsieren. Ein auch heute noch aktuelles Stück – in der „Krisenwelt des 21. Jahrhunderts“.

Karoline (Carolin Kern) und Kasimir (Christof Schöffl) gehen auf den Urfahraner Markt …….. aber bei Kasimir will keine rechte Stimmung aufkommen, hat er doch gerade seine Arbeit als Chauffeur verloren. Er fragt sich, ob er damit nicht auch an Wert eingebüßt hat. Karoline lässt ihren griesgrämigen Verlobten stehen und vergnügt sich mit dem Zuschneider Schürzinger (Markus Schlagnitweit), der ihr Zuckerwatte spendiert und mit ihr Achterbahn fährt. Schürzinger prophezeit: Wenn ein Mann arbeitslos wird, „lässt die Liebe nach, und zwar automatisch.“ Karoline wendet sich dem reichen Kommerzienrat Rauch (Stefan Schobesberger) zu, der eine lohnende Partie zu sein scheint, und verspielt dabei ihre Würde.

Horváths Synthese aus Ernst und Ironie in seinen Volksstücken ist zeitlos modern, hart und unsentimental. Die Inszenierung von Bettina Buchholz bringt diese Stimmung wunderbar auf die Bühne und lässt der Sprache genügend Raum zur Entfaltung. Carolin Kern taumelt überzeugend zwischen Naivität und Berechnung und wird zum Spielball der Männer. Christof Schöffl ist ein hilflos suchender Kasimir mit wundem Herzen. Unverhüllte Traurigkeit und verhaltene Aggression zeichnen seine Figur.

Schmissige Schlagermusik  und eine köstliche Gesangseinlage der behaarten Juanita (Michael Mayerhofer) zeichnen einen scharfen Kontrast zu den seelenverwahrlosten Figuren. Die gute Ensembleleistung zeichnet das Bild einer Welt, in der jedes Gefühl von Kalkül und Ökonomie bestimmt ist. Welche Chance hat die Liebe in solch einer Welt?

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