Die Ehe, das älteste und doch beliebteste Gefängnis der Welt
24. September 2017 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension von ………………………….. Hermine Touschek
Am 23. September fand im zauberhaften Alten Theater Steyr die Premiere von „Der Mann, der sich nicht traut“ statt. Die Steyrer Volksbühne holte sich dafür den bereits in ganz Oberösterreich bestens bewährten Regisseur, Helmut Boldog, an Bord.
Die Komödie stammt aus der Feder von Curth Flatow und wurde 1973 mit Georg Thomalla in der Hauptrolle am „Theater am Kurfürstendamm“ in Berlin uraufgeführt.
Wolfgang Jäger (Gottfried Reiger) ist von Beruf Standesbeamter und führt seit seiner Scheidung ein gut organisiertes Junggesellenleben gemeinsam mit seinem erwachsenen Sohn Ulrich (Andreas Koppenberger). Privat ist Jäger ein glühender Gegner der Institution Ehe. Eines Tages erfährt er mit Entsetzen, dass sein Sohn heiraten will. Zu allem Unglück begegnet ihm am selben Tag eine Frau, die sein streng geregeltes Gefühls- und Liebesleben gehörig durcheinander bringt.
Helmut Boldog ist wieder eine höchst vergnügliche Inszenierung einer „klassischen“ Boulevard-Komödie gelungen. Gottfried Reiger verkörpert überzeugend den verklemmten Beamten, der treffsicher und trocken den köstlichen Wortwitz des Autors rüberbringt. Das Happy-Ehe-Ende mit Julia (Edda Diwald) ereilt auch ihn zum Schluss.
Andreas Koppenberger als Ulrich wechselt bei dieser Produktion sehr talentiert und vielversprechend vom Kindertheater auf die „Erwachsenen-Bühne“. Auch Lisa Stecher erobert die Herzen des Publikums mit ihrer herzlichen Natürlichkeit als Ulrichs Freundin Gaby.
Daniel Hubmer als Robertino spielt einen hinreißenden italienischen Restaurantbesitzer, der auch letztendlich sein „Lämmchen“ (Conny Praxmarer) bekommt.
Die Komödie verlangt vier verschiedene Bühnenbilder, die es schnell zu wechseln gilt. Keine einfache Aufgabe, wenn man keine Drehbühne hat. Der Steyrer Volksbühne ist es dennoch gut gelungen, ohne zu lange Pausen entstehen zu lassen. Unterstrichen wurden die unterschiedlichen Szenen noch mit treffenden Musikeinspielungen.
Das Premierenpublikum bedankte sich mit begeistertem Applaus für einen höchst unterhaltsamern Theaterabend.
Noch zu sehen am:
30.9. und 7.10. jeweils um 19.30
und am 1.10. und 8.10. jeweils um 17 Uhr