Und dann kam Polly – Und das am Hochzeitsmorgen
25. November 2024 | Von Hermine Touschek | Kategorie: RezensionenRezension: Christine Mitterweissacher¸ Foto: TG Schiedlberg ……..
Die Theatergruppe Schiedlberg feiert ihre heurigen Theaterwochen mit einer Farce von Ray Cooney und John Chapman.
Es herrscht emsiges Vorbereitungstreiben. Die Tochter des Hauses heiratet. Die Braut wird eingekleidet, die Eltern der Braut sind noch nicht fertig, die Schwiegerfamilie muss in Empfang genommen werden, die Blumen noch abgeholt. Im Garten bereiten Hochzeitsplaner das Festgelände vor ….. Stress pur.
Man läuft hin und her, Türen werden hastig geöffnet und geschlossen. Der Freund des Hauses, Partner des Brautvaters, hilft aus und versucht zu beruhigen. Im Gewirr macht der Kopf des Brautvaters Bekanntschaft mit der Zimmertüre. Nach seinem Sturz ist er irgendwie verändert. Der Werbefachmann, der vorher ständig mit Kunden am Telefon war, ist plötzlich schaumgebremst, langsam, wie ausgewechselt. Zudem kokettiert und flirtet er ständig mit einer Halluzination. Sie werden es nicht glauben, aber es ist alles normal. Mit dem Schlag auf den Kopf kam auch Polly, die nur Tobias sieht. Wie praktisch, eine ‚legale‘ Affäre. Er wird ja mit seinem Hirngespinst nicht ernst genommen.
Brigitte Zibuschka inszeniert mit feinen und flotten Ideen diese rasante Farce. Das hochkarätige Spiel der Darstellerinnen und Darsteller begleitet das begeisterte Publikum durch vereinzelte Längen des Stücks. Das ganze Ensemble glänzt mit beeindruckender Leistung und vollem Engagement. Die schrillen Situationen werden durch exzellent dargebotene gesangliche Gustostückerln verschiedener Charaktere, Tanz- und Musikeinsatz aufgewertet. Garniert wird der Hochzeitsmorgen durch den verrückten Großvater, der die richtigen Socken sucht, die quirlige Großmutter, den vor Wut explodierenden Schwiegervater und die verzweifelt heulende Braut. Kunstfertig wirbeln die Figuren über die Bühne und sorgen für vergnügliche Erlebnisse und ein begeistertes Publikum. Sogar der Umgang mit Hoppalas und Textsuche werden charmant abgewickelt.
Während des Stücks spricht der Brautvater als einziger im Dialekt. Ein notwendiger Trick um seine Veränderung deutlich zu machen. Beim ersten Schlag auf den Kopf erscheint seine Polly, beim zweiten verwandelt er sich zum vornehmen Gast des Savoy der 1920er Jahre mit Rolls Royce und eleganter Sprache, um letztendlich wieder zurück zu wechseln und er selbst zu werden. Hätte das auch umgekehrt funktioniert? Beendet wird der Chaos-Hochzeitsmorgen auf kreative Weise zu den Klängen von ‚Something Stupid‘, natürlich umgemünzt auf die Schiedlberger Theaterwochen.
Wir merken uns: Die Liebe ist ein seltsames Spiel. Das Publikum geht nur für das laufende Jahr und kommt nach dieser Darbietung garantiert wieder.