Der Fremde

11. März 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen
Rezension von Hermine Touschek:

Am 3. März hatte „Der Fremde“, ein Volksstück von Hans Gnant, unter der Regie von Josef Aichhorn Premiere. Diesmal wieder ein ernstes Stück von der Theatergruppe Altenberg,  aber in bekannt guter Qualität.Hans Gnant, 1920 geboren in Wien und 2000 in Altmünster gestorben, schrieb an die vierzig Theaterstücke – vorwiegend ländliche Lustspiele. Während der 50er Jahre leitete er die von ihm gegründete „Traunseer Volksbühne“. Sehr bekannt wurde Gnant durch die Dramatisierung des Romans „Die Geierwally“. 1980 wurde er für sein zeitnahes Volksstück „Der Fremde“ mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet.Nach dem Tod des Bauern kommt der ortsfremde Roman (Christian Weissenböck) auf den Hof und geht der Witwe Christine (Karin Seyr) bei der schweren Arbeit zur Hand. Er ist ein schweigsamer, verschlossener Mensch, und die beiden empfinden schließlich ehrliche Liebe füreinander. Als von Heirat gesprochen wird, holt Roman seine dunkle Vergangenheit ein.

Karin Seyr, Christian Weissenböck

Die „Anteil nehmenden“ Dorfbewohner fallen über das Paar her und fühlen sich berufen, zu bestimmen, dass ein ehemaliger Zuchthäusler hier nichts verloren hat. Anfangs kämpft das Paar noch dagegen an, aber schließlich verzichtet Christine auf ihre Liebe und lässt ihn gehen.
Christian Weissenböck und Karin Seyr lassen die Zuschauer ihre zarte Liebe bis in die hinteren Sitzreihen spüren, und sie leiden mit ihnen unter den Anfeindungen ihrer Umgebung. Der Großvater (Gerhard Hauser) hat die Weisheit und Ruhe des Alters und sorgt ab und zu für das notwendige Loslassen im dramatischen Aufbau des Stücks. Dass in Altenberg die intensive Jugendarbeit schon deutliche Spuren hinterlässt, zeigen uns Simon Aichhorn und Verena Hofstadler als Kinder von Christine.
Die Gesellschaft und wir, was darf sein und was nicht – ein Thema, das sich durch viele Lebensbereiche zieht. Leben wir wirklich unser Leben, oder das, was gesellschaftlich akzeptabel ist. Bestimmen wir über unser Leben oder werden wir bestimmt? Die Freiheit des Einzelnen hört dort auf, wo sie die Gesellschaft stört.
Gab früher großteils die Kirche vor, was gut oder schlecht ist, vermittelt uns heute eine bunte, blinkende Welt von Fernsehen, Werbung und Internet den Eindruck dessen, wie wir leben sollten, um glücklich zu sein.
Was wäre gewesen, wenn die beiden gegen alle Widerstände ihre Liebe gelebt hätten – eine für die Gesellschaft scheinbar unmögliche Liebe? Leider hat das Stück kein Happy End – aber nur die Liebe kann die Welt verändern – manchmal wird sie zwischen Hoffnung und Verzweiflung hin und hergerissen – aber letztendlich wird sie siegen, wenn wir ihr eine Chance geben.
Das Stück wird noch gespielt am 10., 16., 17., 20., 22., 29., 30. u. 31. März um 20 Uhr und am 11., 18. und 25. März um 17 Uhr.

Gerhard Hauser Harald Hörtenhuber, Christian Weissenböck

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