Ein „Aufstand“, der bewegt…

3. November 2012 | Von | Kategorie: Rezensionen

…………..Rezension von Bernhard Paumann

                   der nicht nur anrührt, emotional mit leben lässt, historische Fakten ins Gedächtnis zwingt, Heutiges mit hinein webt, sondern der auch vorbildhaft für das Amateurtheater hingestellt werden darf.

Die Rede ist von der äußerst gelungenen Produktion „Der Aufstand“ der prominenten Schriftstellerin Gertrud Fussenegger durch die Theatergruppe „frei-wild.molln“. Wochenlang hatte Obmann und Produktionsleiter E. Sageder nach dem vorerst verschollenen Opernlibretto geforscht und zusammen mit Irmgard Paulis den Text genial bearbeitet und mit Peter Häuslers musikalischen Intentionen unterlegt.

Und so entsteht ein in jeder Faser, in jedem Atemzug, in jeder noch so kleinen Geste eine künstlerische Verdichtung eines geschichtlichen Ereignisses, das aber nicht Historie bleibt, sondern auch eine heutige gesellschaftliche Komponente erreicht.

Da besticht das einfache Bühnenbild (verantwortlich die Regisseurin Irmgard Paulis) mit schmucklosen Häuserattrappen auf weißem Boden, ein Brücklein aus Holzbohlen und ein angedeuteter Bach – und aus. Kein historischer Schmonzes. Da beeindrucken die einfachen Kostüme, die sich im Spiel zu Breughelschen Tableaus gestalten. Kein historisierender Schnickschnack, sondern klare Linien, die auch die gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln. Da bewegt auch die sprachliche Gestaltung (ebenfalls Irmgard Paulis), die den gesellschaftlichen Stellungen angepasst ist. Gut oberösterreichisch spricht das einfache Volk, Hochsprache die herrschenden Schichten und dann kommt noch – an den richtigen Stellen – der im Fussenegger Text vorherrschende Reim gleichsam als sprachliche Zelebration. Und nicht zuletzt: Da besticht auch das Spiel der Akteure. Mit getragenem Ernst wird gespielt, der Wichtigkeit der Botschaft und Sendungsbewusstsein ausstrahlt und gerade den geschundenen Bauern Würde gibt, während der blasierte Hofstaat schon innerlich im Zuschauer Widerstand erlebt. Einzelne SchauspielerInnen heraus zu heben wäre der kompakten Gesamtleistung des Ensembles kontraproduktiv.

Das letzte Bild hat mich besonders beeindruckt: Im Vordergrund, hingeduckt in den Bach, die Bauern mit einfachsten Arbeitsgeräten als Waffen, dahinter unbeweglich der Hofstaat vor aufgestellten Lanzen. Auf einen Knall fallen die Bauern um, die Macht steht unbeweglich – ein Kampf ohne (meist peinliche) Fechtereien, ein Tod so still wie das Leben, das die Bauern führten, eine starre Macht, die unbeweglich über Leichen steht, ein Bild, das sich eingräbt.

Wie gesagt: Ein Aufstand, der bewegt

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