Theater auf dem Bauernhof

9. November 2016 | Von | Kategorie: Rezensionen

gallneukirchenEin Stimmungsbericht von …….. Bernhard Paumann

Intro: Warschenhofergut in Gallneukirchen. Der Bauer ein kulturaffiner Tausendsassa (er beherbergt das Gusentheater, die Kulturvereinigung Gallensteine, er zeigt Schulklassen, wie es auf einem Bauernhof zugeht). Die Scheune ein leider nur im Sommer bespielbarer cultural point. Ein roter und ein blauer Strohballen (richtig gegendert) weisen von der Kurve hinauf zum Bauernhof. Ein blattloser Baum, auf dem noch vereinzelt ein paar verschrumpelte Birnen hängen, steht im strahlenden Licht – Halloween lässt grüßen.

  1. Akt: Die Zuschauer werden gebeten, durch den Kuhstall zu gehen. Zufriedene Kühe und Kälber lagern auf duftendem Stroh und starren auf die Vorbeiziehenden (boopis – kuhäugig hat Homer selbst die Göttin Athene – und das keineswegs abwertend – genannt) oder malmen noch am Heu, das ihnen reichlich vorgestreut wird. Ein würziger Duft umwirbelt die Nase und passt so gar nicht zu einem kulturellen Ereignis – oder doch? Ist nicht das uns natürlich Umgebende Kultur?
  2. Akt: Über Stufen hinauf geht’s in den Theaterraum, dicht gedrängt die Sesselreihen, man hat Angst, die Decke könnte auf den Kopf fallen. Eine dichte Atmosphäre: schwarze Vorhänge an den Wänden, ein fahler Scheinwerfer, ein unbestimmbarer Geruch nach Probenschweiß, Most und Nervosität. Der Techniker überprüft seine Gerätschaften, darauf achtend, dass kein Getränk in die Nähe kommt, einen Kurzschluss zu verursachen. Gedämpfte Gespräche, nervöses Sesselrücken, raschelndes Blättern im Programmheft, gespannte Erwartung.
  3. Akt: Das Stück. Darüber mögen Berufenere urteilen.
  4. Akt: Abspann in der Werkstatt. Überall Maschinen, Geräte, Kästen mit Laden und Fächern, ein Geruch nach Maschinenöl, Arbeit und – ja – Kulturinteressierten. Der Bauer – nennen wir ihn Wolfgang – hat ganze Arbeit geleistet und dem Raum eine einzigartige Note aufgedrängt. Eine Bierschank, ein Kühlschrank, Tische mit Knabbereien, Stehtische zur lockeren Unterhaltung. Im Glas schäumt Freistädter Bier oder der hauseigene Most und Apfelsaft, die Zungen werden lockerer, die eben gesehene Aufführung dampft aus den Mündern.
  5. Akt: Nachhauseweg zu Fuß, per Auto. Was hat man da erlebt? Eine Theaterwelt in der Arbeitswelt, eine Fiktion in der Realität – auf jeden Fall etwas Besonderes.

Ein besonderer Theaterabend – noch zu sehen am:
11., 12., 18., 19. November um 20 Uhr
13. u. 20. November um 18 Uhr
http://www.gusentheater.at/

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